
Das Interview
1. Sie haben das Konzept für einen Online-Sprachkurs entwickelt und durch LUMETH-Design umsetzen lassen. Was waren Ihre Beweggründe für diesen Online-Sprachkurs?
Nachdem wir 2020 Leiter des Fachbereichs Niederdeutsche Sprachpflege beim Kreisheimatbund Steinfurt geworden waren, war wir erstmals bei der Endausscheidung des Plattdeutschen Lesewettbewerbs anwesend. Die Sieger wurden im Kreishaus in Steinfurt ermittelt. Die Begeisterung der Schüler von Klasse 4 bis 13 war für uns überwältigend – ernüchternd aber auch die Kritik mehrerer Eltern, die darauf hinwiesen, dass es für ihre Kinder kein weiterführendes plattdeutsches Lernangebot gab.
Wir entwickelten sehr kurzfristig die Idee des „Plattdeutschen Sprachprojektes“. Dahinter verbirgt sich eine kostenlose Präsenzlehrveranstaltung, die zweimal im Monat an zentraler Stelle im Kreis Steinfurt angeboten werden sollte. Aufgrund der Erreichbarkeit, entschieden wir uns als Ort für Emsdetten.
Mit Unterstützung durch den Kreisheimatbund boten wir also ab Sommer 2021 Plattdeutschen Sprachunterricht an. Der Unterricht basiert auf dem Lehrbuch des Münsterländer Platt (Dat Mönsterlänner Platt – Lehrbuch), das wir 2007 veröffentlicht haben.
Leider mussten wir feststellen, dass wir unsere eigentliche Zielgruppe, nämlich die Schüler, überhaupt nicht erreichen konnten. Wir mussten realisieren, dass der Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Emsdetten für Schüler nicht praktikabel ist.
Uns wurde klar, dass wir die Schüler (und auch viele andere Interessenten) nur über das Internet erreichen konnten. Dafür entwickelten wir das Konzept eines Online-Sprachkurses, der auf unserem Lehrbuch basiert.

2. Welchen Stellenwert hat dieser Online-Sprachkurs für Sie und Ihrer Meinung nach womöglich für den Erhalt der plattdeutschen Sprache im Münsterland?
Für uns hat dieser Sprachkurs zurzeit einen hohen Stellenwert – ganz einfach, weil er viel unserer Zeit in Anspruch nimmt. Dagegen ist der Stellenwert für den Erhalt des Plattdeutschen im Münsterland zurzeit sehr gering – noch, denn bislang ist der Online-Kurs ja kaum aus den Startlöchern herausgekommen. Wenn erst einmal große Teile des Lehrbuches als Online-Sprachkurs abgerufen werden können, dann wird auch die Nachfrage und die Bedeutung des Kurses steigen. Wir wollen ja insbesondere die Schüler erreichen und haben daher für die Schulen besondere Angebote. Wichtig für die künftige Bedeutung dieses Online-Kurses dürften einerseits die umfassende Darstellung fast der gesamten plattdeutschen Sprache sein, andererseits aber auch der hohe Spaßfaktor, den das Durcharbeiten des Kurses bietet. Die vielen Übungsaufgaben ermöglichen eine ständige Lernkontrolle – und vermitteln Erfolgserlebnisse. Wer nach höheren Weihen strebt, kann sich in das Abenteuer „Plattdeutsches Abitur“ stürzen. Aber Achtung: hier zählen handfeste Ergebnisse, geschenkt wird hier gar nichts!
Ein Online-Sprachkurs ist eine moderne Form der Sprachvermittlung. Online sind viele Personen erreichbar, jeder kann sich zu jeder Zeit mit dem Kurs befassen.
3. Mit welchen Kriterien sind Sie an die konzeptionelle Arbeit zur Entwicklung des Konzepts gegangen? Welche Kriterien waren für Sie besonders wichtig?
Die meisten Kriterien sind die gleichen wie bei der Entwicklung des Lehrbuches von 2000 bis 2007. Das ergibt sich schon daraus, dass der Online-Kurs auf diesem Lehrbuch basiert.
Die grundlegende Frage ist die nach der Zielgruppe. Wir gehen immer davon aus, dass Schüler ab dem 5. Schuljahr den Kurs bearbeiten können. Wir halten das für realistisch, weil Online-Kurs und Lehrbuch Plattdeutsch wie eine Fremdsprache lehren – und damit haben alle Schüler Erfahrung. Schließlich lernen die Schüler ja bereits im Kindergarten Englisch. Außerdem ist Plattdeutsch dem Hochdeutschen und dem Englischen sehr ähnlich.
Die Plattdeutsche Sprache soll weitgehend vollständig, leicht verständlich und systematisch gegliedert gelehrt werden. Und sie soll nicht nur als Sprache gelehrt werden, sondern auch in ihrer literarischen Vielfalt vorgestellt werden. Der Sprachkurs mündet gewissermaßen in eine Einführung in die Literatur des Münsterlandes ab dem frühen 19. Jahrhundert bis in die Gegenwartsliteratur.
Uns war immer die fundierte, umfassende Vermittlung der plattdeutschen Sprache wichtig. Dazu gehört z.B. selbstverständlich die Grammatik, aber auch Praxisnähe. Die Formel für Sprachen lautet nun einmal: Vokabular + Grammatik = Sprache.
Eingebettet ist das Ganze in zahllose Gesprächssituationen, in denen die Sprache gesprochen werden kann. Letztlich ist Plattdeutsch eine gesprochene Sprache.

4. Sie halten Präsenzveranstaltungen zum Erlernen des Münsterländer Platt in Emsdetten ab. Wo liegt für Sie der Unterschied zwischen einer Präsenzveranstaltung und einem Online-Kurs?
Zunächst aus der Sicht des Schülers: den Online-Kurs kann er jederzeit und (fast) überall (wo er Zugriff auf PC, Tablet oder Handy hat) bearbeiten, beim Präsenzkurs muss er pünktlich in Emsdetten persönlich da sein. Dann aus unserer Sicht: bei der Präsenzveranstaltung müssen wir als Lehrer persönlich da sein. Natürlich muss der Unterricht vorbereitet sein. Dagegen ist der Online-Kurs, wenn er erst einmal online gestellt ist, ein Selbstläufer.
Nach Veröffentlichung des Online-Sprachkurses erhält die Präsenzveranstaltung in Emsdetten eine zusätzliche Funktion: die Teilnehmer des Online-Sprachkurses können auch zur Präsenzveranstaltung kommen, um z.B. Fragen zu klären oder Sprechen mit anderen zu üben.
5. Sie haben sich schon bei der Erstellung Ihrer Webseite „dat-moensterlaenner-platt.de“ für LUMETH-Design als Agentur entschieden. Können Sie Ihre Entscheidungskriterien für LUMETH-Design kurz definieren und beschreiben?
Für uns war schon bei der Suche das Hauptkriterium die räumliche Nähe. Wir wollten wegen der Homepage nicht ständig nach Münster düsen – schließlich sagt man nicht umsonst im Münsterland: „Wiet halen – düer betalen. (= Weit weg holen – teuer bezahlen.)“.
Wir schnupperten also im Raum Riesenbeck und 10 km Umkreis. Wir sahen uns die Homepages von Bekannten an, sprachen mit ihnen über ihre Erfahrungen und hatten recht bald die Firma LUMETH-Design auf dem Schirm. Nach einem persönlichen Gespräch stand für uns fest: hier würden ohne viel Zipp und Zapp unsere Vorstellungen realisiert. Nach den ersten Entwürfen, die LUMETH-Design ausarbeitete, waren wir von der kreativen und technischen Umsetzung unserer Vorstellungen begeistert.
Als das Online-Sprachprojekt aufkam, haben wir nach Entwicklung des Grundkonzepts frühzeitig mit Herrn Brünen darüber gesprochen. Und wieder einmal waren wir völlig überrascht, denn Herr Brünen begeisterte sich geradezu für dieses neue Projekt und stürzte sich mit wahrem Feuereifer darauf. Das unglaubliche Engagement für dieses Online-Sprachprojekt spürt man, wenn man sich das Ergebnis ansieht. Wir denken, dass man heute sagen kann: Konzept und Inhalt sind von uns, die technische Realisierung und das gesamte Design sind von der Firma LUMETH-Design. Das gemeinsame Gesamtergebnis finden wir absolut super und für den Bereich des Münsterländer Platt richtungsweisend.
6. Wenn Sie an die Zusammenarbeit mit LUMETH-Design denken: Was macht LUMETH-Design aus und wo liegen die besonderen Stärken der Zusammenarbeit?
Wir fanden den Service super. Wir hatten immer das Gefühl, offene Türen einzurennen. So eine Art „vorauseilendes Mitdenken“ in den Bereichen „technisches Realisieren“ und „Design“ – das war nicht selten regelrecht umwerfend. Auch die gelegentlichen Besprechungen waren immer sehr komprimiert, professionell und ergebnisorientiert – wir fanden das toll.
7. Wo könnte sich LUMETH-Design mit seinem Agenturauftritt dem Kunden gegenüber verbessern, bzw. gibt es überhaupt Punkte, die Sie für verbesserungswürdig halten?
Wir fürchten, da fehlt uns der Überblick. Natürlich wäre LUMETH-Design bekannter, wenn wöchentlich eine ganzseitige Anzeige im Spiegel stünde. Die Frage ist vielleicht eher, welches Arbeitsvolumen will die Agentur erreichen bzw. welches Arbeitsvolumen kann sie bewältigen.
8. Wenn Sie an die Zukunft der plattdeutschen Sprache in Deutschland, aber auch speziell im Münsterland denken: Was sollte Ihrer Meinung nach von der Politik oder Gesellschaft getan werden, damit dieses wichtige Kulturgut erhalten bleibt?
Der Dreh- und Angelpunkt für die Zukunft des Plattdeutschen ist der Status als Schulfach. In Irland war das Gälisch unmittelbar vor dem Aussterben. Vor einigen Jahrzehnten wurde Gälisch Unterrichtsfach, verpflichtend für alle irischen Kinder. Nun, heute lebt Gälisch. Mit der jetzt wieder zunehmenden Aversion gegen alles Britische wird Gälisch womöglich auf Dauer wieder richtig wichtig.
Unser Platt müsste also Schulfach werden – nur das würde die Zukunft der Sprache sichern. Wir haben getan, was wir konnten: ein Lehrbuch geschrieben, das dazu gehörige Wörterbuch geschrieben, Sprachunterricht erteilt, einen Online-Kurs erarbeitet und vorsichtshalber unser Riesenbecker Platt dokumentiert.
Eine bessere Unterstützung unseres Platt durch die Politik wäre wünschenswert. Auch Ortspolitiker, die auf Landesebene Ministerämter bekleiden, könnten das Münsterländer Platt als Kulturgut nachhaltig verteidigen. Von unseren lokalen Politikern dürfte da wenig zu erwarten sein; obwohl insbesondere Riesenbeck und Bevergern einen ganz außergewöhnlichen Bezug zum Plattdeutschen haben, gab es im Rat der Stadt Hörstel 2021 bei einer Abstimmung darüber, ob auf den Ortseingangsschildern zusätzlich zu den Ortsnamen die alten plattdeutschen Ortsnamen ergänzt werden sollten, keine einzige Stimme dafür.